Wie die alte Frau ihren Schal fertig stricken konnte

An einem warmen Sommermorgen sagte die alte Frau zu sich selbst: „Heute arbeite ich nicht in meinem Garten. Ich werde mich auf eine Bank in den Hof setzen und mir selbst einen Schal stricken."

Wie gesagt – so gemacht! Sie holte aus der obersten Schublade der Kommode Garn und Stricknadeln und setzte die Brille auf. Dann ging sie hinaus, setzte sich auf die Bank und fing an, sich einen Schal zu stricken. Bald darauf hoerte sie den starken Laerm in der Naehe des Tores.

«Aber was soll das?» fragte die alte Frau sich. Sie stand auf, legte ihr Garn und die Stricknadeln auf die Bank, nahm die Brille ab und ging zum Tor, um zu sehen, was dort geschehen ist. Dort waren die Gaense. Sie schrieen und schlugen dabei mit den Fluegeln.

„Was ist?“ fragte die alte Frau sich. „Warum machen die Gaense solchen Laerm? Was soll ich nur tun um sie zu beruhigen?“

Endlich kam sie auf die Idee, dass die Gaense bestimmt zum Teich gehen wollten, um dort zu schwimmen.

„Ach du meine Guete!“ sagte sie zu sich. „Die Gaense wollen schwimmen, aber sie koennen nicht weggehen, da das Tor geschlossen ist.“

выборSie oeffnete das Tor, damit die Gaense auf den Teich gehen konnten. Als alle Gaense den Hof verlassen hatten, schloss die alte Frau das Tor und kam zur Bank zurueck. Sie setzte ihre Brille auf und nahm ihr Garn und die Stricknadeln. Dann setzte sie sich auf die Bank um den Schal weiter zu stricken. Kaum dass sie zu stricken begonnen hatte, musste sie ihre Arbeit unterbrechen, weil die Gaense vom Teich zurueck kamen. Sie schrieen und flatterten dabei mit den Fluegeln. Die alte Frau musste wieder aufstehen. Sie legte ihr Garn und die Stricknadeln auf die Bank, nahm ihre Brille ab, stand auf und oeffnete das Tor. Die Gaense kamen zum Hof zurueck. Die alte Frau schloss das Tor und kehrte zur Bank zurueck.

Wieder setzte sie ihre Brille auf und nahm ihr Garn und die Stricknadeln. Dann setzte sie sich auf die Bank, um ihre Arbeit fortzusetzen. Aber, kaum dass sie gestrickt hatte, wollten die Gaense wieder zum Schwimmen auf den Teich. Die alte Frau legte ihr Garn und die Stricknadeln auf die Bank, nahm ihre Brille ab, stand auf und oeffnete das Tor.

„Ach du meine Guete!“ seufzte sie. «Wenn ich den ganzen Tag verbringe, die Gaense heraus- und hereinzulassen, werde ich den Schal fuer mich nie fertig stricken koennen. Ich muss mir grosse Muehe geben und gut ueberlegen.“

Indem sie das sagte, nahm sie ein nasses Handtuch, band es um den Kopf, setzte sich, fuehrte den Zeigefinger der linken Hand zur Spitze der Nase und schloss die Augen. Sie brauchte nicht lange zu ueberlegen, bald hatte sie eine Loesung.

„Ich muss ein Loch in den unteren Teil des Tores saegen“, sagte sie zu sich. „Wann immer die Gaense es wuenschen, zum Teich zu gehen, koennen sie durch das Loch hinauskommen und zurueckkehren.“

Wie gedacht, so gemacht! Die alte Frau nahm eine Holzsaege und saegte ein Loch in den unteren Teil des Tores.

Sie war zufrieden mit ihrer Arbeit und sagte zu sich: „Wunderbar! Jetzt werde ich nicht immer aufstehen muessen, um das Tor fuer die Gaense zu oeffnen. Und ich kann meinen Schal innerhalb kurzer Zeit stricken. Welch kluge alte Frau ich bin!»

Sie ging zur Bank zurueck, setzte ihre Brille auf und nahm ihr Garn und die Stricknadeln. Danach setzte sie sich auf die Bank und strickte weiter. Bald darauf kamen die Gaense vom Teich. Am Tor angekommen, begannen sie zu schreien und dabei mit den Fl?uegeln zu schlagen. Aber das war vergeblich. Die kleine alte Frau erhob sich nicht. Sie sass auf der Bank und strickte ihren Schal weiter. Endlich entdeckten die Gaense das Loch und bald darauf waren sie im Hof. Den ganzen Tag lang sass die alte Frau auf der Bank und strickte ihren Schal. Und den ganzen Tag lang krochen die Gaense durch das Loch hin und her. Nach einiger Zeit hatte die alte Frau ihren Schal fertig gestrickt.

Irma Sabelfeld und Tamara Werner

Вольный перевод нашей истории «Шарф (Из жизни старушки)» на немецкий язык.

ue — u mit Umlaut

ae — a mit Umlaut

oe — o mit Umlaut

ss — scharfes «s»



17 Сентябрь 2010.   Комментарии: 0.    Размещено в Кулинарные сказки на немецком языке